Folgende Zeilen sollen helfen, unser Selbstverständnis und den Wandel im Vereinsleben zu verstehen:
Der "Arion" hatte einen Vorgänger. Der "Gesangverein Pesch" war zwischen 1868/69 bis 1911 aktiv; ruhte aber dann bis 1923. Unser 75 jähriges Jubiläum (im Jahre 1998) bezieht sich auf den 3. Februar 1923 als Gründungstag im Gasthof der Witwe von Andreas Deuß, Pesch. Gründungsmitglieder waren: Andreas Bommes, Johann Deuß (1. Präsident) und Johann Wymar (1. Kassierer). Der Gasthof Deuss ist bis heute ununterbrochen unser Vereinslokal geblieben.
Ein Sohn des Gründungsmitgliedes Andreas Bommes singt heute noch aktiv mit (Karl Bommes, 1997 vom deutschen Sängerbund für 70 jähriges Singen im "Arion" ausgezeichnet). Ein weiterer Sohn, Hans Bommes (1994 für 65 Jahre Sängertätigkeit ausgezeichnet) war bis zu seinem Tod in 1996 ebenfalls aktives Mitglied. Auch die folgende Generation ist dem Chor verbunden. Matthias, ein Sohn von Karl Bommes singt seit Jahrzehnten im Chor. Er war einige Jahre 2. und 1. Vorsitzender und ist zur Zeit unser Vize-Chorleiter.
Karl Heinz Deuss, Sohn des Mitgründers Johann Deuss, vom Sängerkreis Neuss für 50jährige Verbundenheit mit dem Chor und 20 Jahre Vorstandstätigkeit ausgezeichnet, ist weiterhin aktiv dabei. Überhaupt bildeten die Familien Bommes und Deuss von 1923 bis in die 70er Jahre eine starke Gruppe innerhalb des "Arion".
Mit dem Jubiläum können wir mit Stolz nicht nur auf die beiden genannten Alt-Barden verweisen, sondern auf diverse 25-, 40- und 50jährige Mitgliedschaften. Diese Jubilare waren fast ausschließlich im "Arion" aktiv. Das beweist eine starke ideelle Einstellung zum Gesang und zum Chor, die von vielen erfreulichen und unvergesslichen Erinnerungen begleitet wurde.
Die Jahre vor dem Weltkrieg mit jährlichen Konzertveranstaltungen am Ort und in der näheren Umgebung waren stark durch Theater-, Sing- und Operettenanführungen, Tanzveranstaltungen und Sommerfeste usw. geprägt. Nachdem 1946 die wöchentlichen Gesangsproben im Vereinslokal Deuss wieder auflebten, wurden auch wieder jährliche Konzerte angeboten. Befreundete Nachbarchöre, Solisten und Instrumentalgruppen rundeten die Konzertprogramme ab.
Die finanziellen Belastungen waren damals überschaubar. Gesellige Veranstaltungen wie Tanz- und Sommerfeste, Theater- und musikalische Aufführungen in Eigenregie, aufgeführt von Vereinsmitgliedern, brachten Erlöse welche zusammen mit den Mitgliedsbeiträgen den Etat gut abdeckten. Diese Veranstaltungen fanden fast ausschließlich im Saal oder in der Gartenanlage des Vereinslokals statt. Besonders die 50er und 60er Jahre waren durch derartige Veranstaltungen geprägt. Verweisen können wir auf unsere Winzerfeste (1954 bis 1985), die sehr publikumswirksam waren und für den "Arion" finanziell erfolgreich abliefen.
Im Laufe der Zeit ließ das Interesse in Folge von alternativen Vergnügungsangeboten und wegen des aufkommenden Fernsehens leider erheblich nach. Wir zogen daraus die Konsequenz, es wurden Konzerte mit Gesang- und Instrumentalgruppen oder Solisten, zum Teil professioneller Art angeboten und der gewünschte Erfolg stellte sich ein. Um aber dem Anspruch der Konzertbesucher zu entsprechen, musste ab den 80er Jahren immer mehr Geld aufgewandt werden. Das führte dann dazu, dass der "Arion" seit 1982 seine Konzerte aufgrund des größeren Platzangebotes und dem damit verbundenen höheren Publikumszuspruch in der Aula des Gymnasiums Korschenbroich veranstaltet.
Wir sind zur Zeit mit 34 Sängern aktiv und werden von rund 100 passiven Mitgliedern, durch die Anerkennung der Gemeinnützigkeit und durch Zuschuss der Stadt Korschenbroich unterstützt. Dadurch hoffen wir, auch in Zukunft unsere finanziellen Verpflichtungen erfüllen zu können. Insbesondere der kameradschaftliche Zusammenhalt unter den Arionsängern lässt es zu, dass unser Vorstand finanzielle Verpflichtungen für Konzertveranstaltungen mit Vokalensembles, oder in- und ausländischen Gesangs- oder Instrumentalgruppen eingehen kann.
Konzertreisen im Wechsel mit den Jahresausflügen waren eine Bereicherung für die beteiligten Sänger, denn Konzertverpflichtungen am jeweiligen Reiseort forderten uns musikalisch und belebten das Wir-Gefühl. Die "Arion"-Zeittafel lässt die damit verbundenen Erinnerungen wieder aufleben. Bad Krotzingen, 3 x Überlingen am Bodensee, Finsterbergen/Thüringen, Fürstenwalde/Brandenburg, Jossa/Hessen, um nur einige zu nennen.
Die Verbindung mit dem Trachtenverein "Volkstumsgruppe Landeck/Tirol" brachte es zu Stande, dass die Landecker von 1964 bis 1987 insgesamt sieben Tirolerabende mit dem Arion im Saal Deuss (Musik, Tanzen, Jodeln mit Gesang und Halodrio), in den Anfangsjahren mit Wiederholungen, erfolgreich durchführten. Wir waren dreimal in Landeck zu Gast und präsentierten Deutschen Männergesang bei Konzerten, dem Stadtjubiläum, der Teilnahme an Festzügen und zum Vereinsjubiläum der Volkstumsgruppe. Urlaubsreisen nach Landeck/Tirol sind heute noch beliebt und Gegenbesuche nach Pesch ergeben sich von selbst.
Im benachbarten Holland besuchten wir zu Konzerten den Männerchor "St. Cäcilia" Linne mehrfach, und die Sänger der "Cäcilia" waren zu Gegenbesuchen in Pesch.
Es hat also ein genereller Wechsel stattgefunden. Wo man früher singend und fast ebenso oft schauspielerisch tätig war, sieht der Chor heute seine Aufgabe hauptsächlich im musikalischen Bereich.
Aber auch die soziale Einstellung - der Vorgängerverein stiftete bereits 1893 ein Seitenfenster für die neuerrichtete Pfarrkirche "St. Andreas" in Korschenbroich - darf nicht unerwähnt bleiben. In den 20er Jahren veranstaltete der "Arion" Wohltätigkeitskonzerte für das Krankenhaus Korschenbroich. 1955 wurde der Reinerlös eines Konzertes für den Neubau der "St. Marien" Kirche gestiftet. Seit 1985 nimmt der "Arion" abwechselnd mit anderen Chören an Veranstaltungen der Stadt Korschenbroich zur Förderung der Kinderkrebshilfe Düsseldorf teil. Dazu zählen "Jazz bei Johannes" oder der "Musikalische Biergarten", deren Reinerlöse nebst zusätzlichen Spenden des "Arion" der oben genannten Institutionen zufließen.
Soziales Engagement und die Zugehörigkeit zur Pfarre Pesch bekunden wir seit 1992 auch durch den "Arion-Trödelstand" beim Pfarrfest. Von der Pescher Bevölkerung kostenlos zur Verfügung gestelltes Trödelgut wird bei fachkundiger Beratung in klingende Münzen umgesetzt.
Da wir in den vergangenen 79 Jahren das Auf und Ab eines Chores miterlebt haben, sind wir auch in der Frage des Nachwuchses optimistisch. Wir hoffen, dass sich der Mangel an jungen Sängern behebt, da wir uns zur Zeit wieder in einem Aufwärtstrend befinden.
Wer Kinder hat, weiß wie gerne diese singen. Auch nicht musikalische Vereine nutzen den Gesang zur Kommunikation. Jeder Mensch, der sprechen kann, ist auch in der Lage zu singen. Was fehlt, kann beim Chorgesang behoben werden, sodass daraus die Fähigkeit entsteht mit Leib und Seele dabeizusein. Singen stimuliert, man ist motiviert, und der Arbeitsstress verliert sich.
Im Männerchor "Arion" freuen wir und über jeden Interessierten. Besonders herzlich laden wir auch die neu Hinzugezogenen ein bei uns mitzumachen. Eine schnellere Integration in das Pescher Leben ist für Neu-Pescher kaum möglich, wie auch der Verfasser dieser "Arion-Zeitgeschichte" bestätigen kann.
Es hat sich im Jahre 1923 ein Gesangverein "Arion" in unserer Ortschaft gebildet. Nach jahrelanger Anregung ist er endlich zustande gekommen. Er setzt sich fast ausschließlich aus Arbeitern zusammen, die Bauernsöhne fehlen wieder. Armseliger dummer Bauerndünkel!"
Der Schulrat machte dazu eine Randnotiz. Schumacher sollte "keine hämischen Bemerkungen in die Chronik aufnehmen!".
Trotzdem stimmt diese Niederschrift nicht ganz, denn: In Pesch gab es schon von 1868/69 bis 1911 einen Gesangverein. Dieser Verein stiftete der 1893 bis 1895 neu errichteten Pfarrkirche St. Andreas zu Korschenbroich ein Kirchenfenster, Darstellung "Herabkunft des heiligen Geistes" mit Drahtgitter zum Schutz gegen Steinwurf. Was den Vorgängerverein angeht, kann sich der "Arion" auf einen handschriftlichen Brief vom 12. Juni 1923 von Bürgermeister Daniels, Korschenbroich, und die Dokumentationen des im Gründungsjahr zum ersten Präsidenten, Johann Deuß, berufen. Als Nachweise dienen die Festrede des oben genannten zum 25jährigen Jubiläum in 1948 und Zeitungsnotizen, worin die damals noch lebenden Zeugen (Johann Lenders und Josef Heyers, genannt "Klommäkesch") ihre Mitwirkung als aktive Sänger in diesem Gesangverein bekundeten.
Wir sind den genannten Personen, aber auch den Schriftführern des Vereins dankbar, dass durch ihren Fleiß ein Rückblick in die Vereinsgeschichte, aber auch in die damit eng verbundene Geschichte von Pesch und seinen Bewohnern, möglich ist.