Frühjahrskonzert des Männergesangverein "Arion" mit zahlreichen Gästen Althergebrachte Männerchorliteratur und junge Chormusik mit Schwung

Korschenbroich. Eine eindrucksvolle Dokumentation, dass junge Menschen in Chören auf hohem Niveau singen wollen und warum sie sich nicht den traditionellen Gesangvereinen anschließen, gab es jetzt beim Frühjahrskonzert des Männergesangsvereins "Arion" 1923 Pesch.

Korschenbroich. Eine eindrucksvolle Dokumentation, dass junge Menschen in Chören auf hohem Niveau singen wollen und warum sie sich nicht den traditionellen Gesangvereinen anschließen, gab es jetzt beim Frühjahrskonzert des Männergesangsvereins "Arion" 1923 Pesch.

Unter der Leitung von Michael Postel präsentierte sich der Gastgeber in der Aula des Gymnasiums mit althergebrachter, typischer Männerchorliteratur, wobei es bei der Auswahl schwer fiel, dem inhaltlichen Duktus zu folgen: Dem "Im Abendrot" folgte der "Sonnenschein auf grünem Rasen", der im "Abendfrieden" endete. Takteweise war es ein harmonisches Stimmungsbild, gefolgt von deutlichen Intonationsschwächen, die bis zum Schlussakkord wieder ausgeglichen waren.

Das Publikum applaudierte verhalten, aber wohlwollend. Was dann folgte, war eine Lehrstunde für den MGV "Arion" und seinen Leiter. Die Singgruppe "Melodie & Rhythmus" forderte die Zuhörer mit der Jazz-Ballade "Come in and stay while" zu hören, was begeistert umgesetzt wurde. Sehr engagiert und mit großem Bewegungsaufwand führte Felicia Friedrich ihren gemischten Chor durch die Klippen der anspruchsvollen "Jazzharmonik".

Ob nun bei "Lullaby of Broadway" oder "Carry the Gospel" - die Chormitglieder standen nicht nur "wichtig" auf der Bühne, sondern Gestik, Mimik, überhaupt die ganze Präsentation war einfach glaubwürdig. Jeder Fuß im Zuhörerraum war in Bewegung. In noch größerer Perfektion und Resonanz stellte sich der Jazzchor der FH Niederrhein unter Wolfram Goertz dar.

Bei Interpretationen wie "The Shadow of your smile" hatte man den Eindruck, einen perfekt gemachten Tonträger zu hören, wenn nicht hier und da eine etwas flache Tongebung, gefolgt von geringfügiger Intonationsschwäche, insbesondere im Sopran, aufgefallen wäre. Aber diese Kleinigkeiten, an denen noch gearbeitet werden muss, zerstörten in keinster Weise den wundervollen Chorklang und die stilistische Sicherheit. Lautstarke Begeisterungsbekundungen erntete der Chor bei "New York, New York".

Als weitere Attraktion des Abends war der Komponist Wolfgang Lüderitz eingeladen, der seine Schlusskantate "Lachender Frühling" dirigierte, begleitet von Michael Postel (Flügel) und Christian Overhagen (Trompete). Auch hier zeigt sich, dass der heutigen Chorszene in Deutschland zwei oder drei Komponistengenerationen fehlen. Diese Kantate ist zwar gute Gebrauchsmusik, aber ob sie letztlich als zeitgenössische Konzertliteratur Verwendung finden sollte, sei dahingestellt.

Der Männerchor fand in Lüderitz den Dirigenten der 50- und 60er Jahre, der konsequent, ja fast militant, den Chor führte, was zu größter Aufmerksamkeit zwang und spontan eine positive Wirkung hatte. Dem insgesamt doch schönen und lehrreichen Konzert als Zugabe "Wo man Bier trinkt......" anzufügen, ist geschmacklos. Da drängt sich die Frage auf: Nimmt man einem solchen Chor, bei einer derartigen Präsentation noch seinen Kulturauftrag ab? SEN

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